von Mara am 03.12.17
An meinem Geburtstag Ende November überraschte mich Carsten mit einem Trockenanzug. Naja, so eine richtige Überraschung war es nicht, denn es war dieses Jahr mein einziger Wunsch. Leider schafften es die beiden Anzüge nicht ganz pünktlich, aber Anfang Dezember konnten wir sie dann endlich in Empfang nehmen. Natürlich wurde pünktlich zum Eintreffen der Anzüge das Wetter extrem schlecht: Es lag Schnee und wir hatten -2 Grad Celsius. Na gut, dann würden sie sich wenigstens lohnen.
Wir waren uns noch nicht so sicher, wo wir paddeln möchten, und entschieden uns schließlich für die Kinzig zwischen Niedermittlau und Langenselbold. Vielleicht wäre eine bekannte Strecke doch irgendwie besser gewesen, aber dazu nachher mehr. Enthusiastisch liehen wir von unseren Eltern noch ein zweites Auto und fuhren los. Das erste Auto stellten wir in Langenselbold in der Nähe des Baufuchs ab. Wir schauten noch schnell nach einer Ausstiegsmöglichkeit und stuften das Ufer direkt unter der Brücke als geeignet ein. Es war zwar etwas matschig, aber das würde schon gehen. Mit dem zweiten Auto fuhren wir anschließend nach Niedermittlau. Auch hier fanden wir am Feldrand schnell eine Parkmöglichkeit.
Der Schnee wurde immer schlimmer und es war eisig kalt. Wir waren uns zuvor nicht ganz sicher gewesen, was wir anziehen sollten und hatten unter den Trockenanzügen einen Pullover und eine lange Trainingshose. Das fühlte sich soweit super bequem an, vor allem verglichen mit den Neoprenanzügen des Vorjahres. Allerdings behielten wir dann doch die Jacke über dem Trockenanzug an. Warm genug war es nämlich leider nicht.
Schnell stellten wir fest, dass die Strecke einfach der Hammer ist! Die Strömung ist recht stark und wir kamen schnell voran. Eigentlich genau richtig. Wenn, ja wenn…
Schon nach kurzer Zeit lag leider ein Baum quer im Wasser. Wir konnten nicht vorbei paddeln und mussten an Land weiter. Ich hatte keine Lust, das Board im Schnee zu tragen und beschloss kurzerhand, es in einen Schlitten umzubauen: Finne raus, am Bug genommen und gezogen. So liefen wir einige Meter ohne eine geeignete Einstiegsstelle zu finden. Wir hatten nahe unserer Ausstiegsstelle eine halbwegs geeignete Möglichkeit gefunden, die allerdings nicht unsere erste Wahl war. Und blieb aber wohl nichts anderes übrig. Wir liefen also wieder zurück. Am Einstiegspunkt angekommen, musste meine Finne wieder ins Board. Da stellte sich heraus, dass meine Idee total bescheuert gewesen war: Der Finnenkasten war voll mit Schnee und noch dazu gefroren. Leider bekam ich nicht mehr alles raus und musste meine Finne notdürftig ans Board stecken. Die Verriegelung war nicht mehr reinzubekommen. Vielleicht würde es im Wasser besser werden und ich könnte sie nachträglich arretieren.
Aber dazu mussten wir erst einmal ins Wasser kommen. Und das gestaltete sich in der Tat als schwierig - nicht ohne Grund wollten wir hier eigentlich nicht rein. Das Ufer war extrem schlammig (Wieso war es hier nicht gefroren?) und somit rutschig. Nur mit Mühe gelang es mir, aufs Board zu kommen, aber ohne Wasserkontakt schaffte ich es dann doch. Carsten stellte sich geschickter an und war schon nach der Hälfte meiner benötigten Zeit auf dem Board. Ich suchte mir eine strömungsfreie Ecke und versuchte erneut, meine Finne zu fixieren. Dieses Mal mit Erfolg: Das Wasser hatte das Eis zum Schmelzen gebracht und die Finne ließ sich nun weit genug in den Kasten schieben. Carsten konnte ich jedoch weit und breit nicht mehr sehen.
Alleine setzte ich meinen Weg fort, denn flussaufwärts würde er kaum gepaddelt sein. Und tatsächlich fand ich ihn einige Meter weiter. Glücklich sah er aber nicht aus. „Ich bin reingefallen und mein Paddel ist weg. Kannst du es suchen?“, rief er mir entgegen. Ernsthaft? Kein Paddel? Ich verfiel in Panik und versprach, das Paddel zu suchen. Wie ich gegen die Strömung zu ihm kommen sollte, war mir ein Rätsel, aber ohne Paddel würde es für ihn schwierig werden. Es blieb also nichts anderes. Tatsächlich fand ich es auch schon 10 Meter weiter: Es hatte sie in einem weiteren Baumstamm verhakt. Leider befand sich an der Stelle auch eine Stromschnelle mit viel Geäst. Mit Mühe befreite ich Carstens Paddel, während sich mein eigenes in den Ästen verhakte. Irgendwie bekam ich mich dann aber doch los und konnte Carsten das Paddel bringen. „Bist du okay?“, fragte ich. Immerhin war das Wasser eisig kalt und seine Jacke nun auch klatschnass. „Ja, passt schon.“, antwortete er mit seiner stoischen Art.
Nach zwei etwas leichteren Baumüberquerungen kam noch einmal eine etwas schwierigere Stelle. Carsten stellte sich auf einen Teil des Baums, der im Wasser lag, um sein Board über den Stamm zu heben. Er rechnete jedoch beim Festhalten an einem anderen dicken Ast nicht damit, dass er so morsch ist. Es knackte und er lag noch einmal im Wasser. Glücklicherweise löste sich aber jetzt ein großer Teil festsitzender Äste und der Weg war halbwegs frei. Wir konnten nun also beide ziemlich easy vorbei.
Wie viele weitere Bäume es noch waren, kann ich gar nicht mehr sagen. Insgesamt mussten wir aber an die 10 Hindernisse überqueren. Glücklicherweise hatten wir mittlerweile aber Übung und schafften die weiteren Hürden recht problemlos. Wir waren uns aber beide einig: Wir hatten keine Lust mehr. Und so war die Freude groß, als wir an der Langenselbolder Brücke ankamen. Schnell holte ich das Auto, während Carsten die Boards zusammenpackte. Schlammig, nass und halb erfroren packten wir unsere Sachen und holten das zweite Auto. Während wir uns aufwärmten, stieg auch unsere Laune wieder.
Wir werden die Tour definitiv noch einmal wiederholen. Es ist rein theoretisch eine der tollsten und abenteuerreichsten Strecken. Allerdings war es einfach die falsche Jahreszeit. Immerhin konnten die Trockenanzüge den Test bestehen und wir sind auch froh, dass wir uns für die Variante mit Füßlingen entschieden haben. Nie wieder mit Neoprenanzug im Winter!
Kategorie: Tour
Dauer: 02:30 h
Länge: 7,2 km
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